auf dem tablett

Wieviel lässt man blicken als Paar in Krisenzeiten. Was behält man für sich. Wenn es akuten Klärungsbedarf gibt, sollte der Partner der erste Ansprechpartner sein. Doch was ist, wenn das Bedürfnis wächst, die Sorgen zu teilen. Ich werde nie vergessen, wie wir in London mit einem befreundeten Paar beim Dinner erwähnten, dass wir struggeln, seit wir Eltern sind. Stille am Tisch, einer schnitt schnell ein anderes Thema an. Von Paar zu Paar ehrlich darüber zu sprechen, wie man das Beste draus macht, gibt’s in meinem Leben scheinbar nur in Woody Allen-Filmen. Stattdessen: Paare, bei denen alles gut ist. Und dann plötzlich: die Trennung. Meistens nur kurz erwähnt, dann ist wieder alles gut.
Nicht jeder muss sein Seelenleben nonstop auf dem Serviertablett präsentieren. Aber ich würde gern mehr „Bei uns läuft es gerade nicht gut“-Paare erleben. Deren Umfeld dann nicht aus allen Wolken fällt, sondern bei Bedarf unterstützend zur Seite steht. Doch in den meisten Fällen bekommt das keiner mit. Das ist schade. Denn es schürt für alle da draußen immensen Druck. Ist ein Hilfeschrei nicht vertretbarer, als extrem streitende Eltern, von denen keiner was bemerkt? Wer sich trennt, der hat gestritten, aber so richtig, das kann man dann schön drehen, wie man will.
Ich finde das beängstigend, wie sehr Umfeld und Gesellschaft oft wollen, dass Eltern sich zusammenreißen, sie kriegen das schon hin. Und dann gibt es noch die Getrennten/Alleinerziehenden, wo meistens ne Spur Mitleid mitschwingt. Es gibt so viele Stufen dazwischen! Die Phase zwischen Krise und Trennung ist meistens lang und komplex.

Ja, man verliert Privatsphäre, wenn man einblicken lässt. Aber man gewinnt Menschlichkeit. Vielleicht, wenn mehrere ihre Maske ablegen, steht ein Paar, das öffentlich über Konflikte spricht, nicht mehr nur als Problempaar da. Denn die großen und kleinen Streits und Unstimmigkeiten gehören bei allen dazu. Manchmal führen sie zur Trennung. Manchmal ist die Trennung auch besser so. Doch so manches tolle Paar würde es sicherlich ohne Trennung schaffen, würde es nicht so schwer fallen, über Krisen zu sprechen. Uns geht es heute übrigens gut. Gestern sah anders aus. Und morgen ist ein neuer Tag.

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