Nach 10-stündiger Busfahrt kommen wir müde und verschwitzt auf der Kao San Road an. Der schwere Rucksack trägt sich leicht auf Schultern, die nicht mehr so hochgezogen wie noch vor zwei Monaten durchs Leben gingen und wir bewegen uns völlig frei durch die uns heute nicht mehr unbekannten Straßen. Eigentlich wollten wir uns für die letzte Nacht, bevor es für mich wieder nach Hause ging, das Rooftop-Pool-Hotel gönnen, aber keine Chance, es geht ins Myguesthouse – Standard-Traveller-Hostel, wir haben Glück, noch ein Zimmer zu bekommen. Nach wochenlangem gemeinsamen Reisen sind wir – zwei Freundinnen aus Grundschulzeiten – in unserem Ablauf geübt. Während ich duschen gehe, holt sie Bier, während sie duscht, ich Zigaretten. Eine Stunde nach Ankunft stoßen wir aufgebrezelt auf eine wundervolle Nacht an. Unser Ziel für diesen Abend: schick essen, stilvoll betrinken, rattendicht tanzen, hüllenlos schlafen.
Die meisten irrsinnigen Aktionen, die mein Leben für die Ewigkeit geprägt haben, waren eher ungeplant. Aber auf der Pussy-Ping-Pong-Show in Bangkok die Liebe treffen – die Story hätt selbst ich niemanden geglaubt. Den Vater meiner Kinder, den Mann, dessen Ehering ich trage, für den erst ich das Land wechsle, dann er für mich.
Und doch hatte ich mir das anders vorgestellt. Flüssiger. Weicher. Konstanter. Ich hatte mir das so oft anders vorgestellt. Das mit der großen Liebe. Egal wie hoch und lang der Höhenflug am Anfang war – die Landung auf dem Boden der Tatsachen Jahre später ist für alle hart. Und wenn mal wieder im Nu ein Tag vorbeizieht, wie heute, an dem wir uns wenig Nettes zu sagen hatten, weil beide zu ausgelaugt, müde und fertig – dann hilft nur eine kurze Erinnerung an damals – die ersten 1,5 Jahre, die nur uns gehörten. In denen man nicht an sich arbeiten musste, weil man gute Eltern sein will oder ein Liebespaar bleiben. In denen man Fotos voneinander macht, ohne Aufforderung und so unheimlich verliebt auf den Menschen darauf blickt.
Wenn man großes Glück hat, ist aus der Verliebtheit Liebe geworden. Das merkt man dann daran, dass man weitermachen will, egal wie hart es manchmal ist. Jeden einzelnen Tag.
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