Mit 7 las ich beim Vorlesewettbewerb meiner Grundschule vor und wunderte mich, dass die anderen nicht so begeistert wie ich darüber zu sein schienen. Mit 8 dachte ich bei der lokalen Miniplaybackshow, dass das der Beginn einer großen Kinderstarkarrerie wird. Mit 10 Jahren übte ich nahezu täglich allein vorm Spiegel im Zimmer meine Dankesrede für die Oscars. Mit 16 zierten meine Bilder aus dem Kunstleistungskurs die städtische Galerie, eins wurde sogar verkauft und ich war mir sicher, dass sich jemand meinem Talent annehmen würde und bald Tate Modern anrufen würde, um mich um eine Ausstellung zu bitten. Mit 19 schmiss ich die Ausbildung hin, um nach Berlin zu ziehen und „das Leben zu studieren“, völlig überzeugt davon, in maximal zwei Jahren eine viel gelesene Schriftstellerin zu sein. Mit 24 stand ich mit einem eigenen Magazin wöchentlich zitternd und mit regelmäßige Panilattacken vor hundert Leuten aus der Verlagsbranche, um als Keyspeakerin aufzutreten. Mit 29 stiefelte ich für 10 Euro die Stunde in ein schäbiges Londoner Büro ohne Fenster, um 20 Prominachrichten am Tag zu tippen. Und heute mit 33 gebe ich an Volkshochschulen mit eher bescheidenen Räumlichkeiten als Dozentin Kurse für Kreatives Schreiben, ohne selbst ein Buch geschrieben zu haben, und fühle mich fantastisch dabei – der Stundenlohn hat sich nur leicht verbessert. Träume können sich ändern, fakt ist: alles kommt zu seiner Zeit. Bleib dran!
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