DATE MIT SICH SELBST

Im Gespräch mit einer guten Freundin, wir kennen uns seit 25 Jahren, stellen wir fest, uns heute selbst noch nie so nah gewesen zu sein wie jetzt als Mutter. In den Spiegel zu schauen und das, was man sieht, zu mögen und nicht nach Fehlern zu suchen – gar nicht so leicht in einer Zeit, in der man am Limit ist & kleine Tyrannen den Tag bestimmen. Es dauerte Jahre, bis ich mich für nen Date mit dem Bachelor im Bett vorm Laptop entschied, wenn O-E schlief, statt für das Auffrischen von Kontakten, die nachwirkend eher giftig als aufbauend waren. Oder für den Galeriebesuch der Ausstellung, die ich unbedingt sehen wollte, statt Kaffee zu trinken im Park mit jemandem, nach dem mir nicht wirklich war, in dem Moment, nur, um überhaupt jemanden zu sehen. Als E-D dazu kam und es mit Neugeborenem und knapp Zweijährigem oft nur ums reine Überleben eines Tages ging, brachen die Kontakte, die wenig Verständnis für drei Bedürfnisse zeigten und nur die uneingeschränkte Aufmerksamkeit ihres Gegenübers forderten, vollends ab. Ziemlich schmerzvoll war das erst und hat lang gedauert. Heute erkenne ich in der Entgiftung meiner sozialen Kontakte mit den schönsten Nebeneffekt, den die Kinder mit sich gebracht haben. Man hat keine Zeit mehr für Menschen oder Dinge, die einem nicht gut tun. Man hat ja selbst keine für die, die immer gehen. Aber wenn man sie mal hat, die Zeit, dann mach ich nach fünf Jahren Mamasein heute nur noch das, was mir was bringt. Malen. Schreiben. Die Badezimmertür zu. Menschen treffen ohne Datefiaskorisikopotenzial. Laufen. Liegen. Träumen. Popeln. Pupsen. To-Do-Listen schreiben, um sich zu sortieren, wissend, dass davon wenig umgesetzt wird und das Erfassen trotzdem besser tat als nen Treffen mit jemanden, der stresst. Handy scrollen. Kinderkleidung sortieren. Immobilien googlen. Hände eincremen. Fußsohlen hobeln. Ganz ehrlich: für die nächsten Jahre wird die Beziehung zu uns selbst die einzige sein, die wirklich spannend bleibt, weil kein Alltagsfrust sie killen kann, weil sie so selten passiert. Die Angst, was zu verpassen, die beim ersten Kind noch öfter angepocht hat, ist weg. Dafür die Erkenntnis: man verpasst nichts. Außer nen hammer Date mit sich selbst.

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