daumen raus

Schnick, schnack, schnuck – wer muss als Erste ran? Es ist irgendwie peinlich. “Was, wenn mich jemand kennt?” Wir brechen ab und setzen uns nochmal hin. Mit Zigarette und Kaffee kann alles besprochen werden. 3 Trampregeln werden aufgestellt: 1. nicht bei mehreren Typen einsteigen, 2. keine Trucker, 3. nie gleichzeitig Daumen raus. Die Blicke in Stuttgart sind irritiert und alles andere als interessiert. “Hach ja, die Deutschen”, sagen wir. Daran wird sich allerdings auch in Frankreich nichts ändern. 20 Minuten später. Von hinten hupt es. Marcel, Truckerfahrer, gleich mal die Regeln gebrochen, wir steigen ein. Er bietet uns ne Coke an und macht sein Ding. Wir verstehen nicht, was gegen Trucker spricht. 3 Stunden später sind wir in Frankreich, 3 Tage später in der Bretagne am Meer. Bevor es losging, stellten wir uns bunte Hippiebusse vor, die mit uns an die Küste düsen. Zur Küste bringen uns: eine Mutter mit Kind, zwei Krankenschwestern, ein Polizist, ein Französischlehrer, ein Rentner, viele Trucker. Am Meer angekommen – fix und fertig – finden wir dank letzter Energiereserven den schönsten aller Campingplätze – Le Diben in Larmor-Baden. Wir liegen und lachen und purzeln im Sand. 2 Wochen später: alles, was vorher einfach schien, holt uns auf der Rückfahrt ein. Stundenlanges Warten nachts im Regen auf der Straße. Horrorfilm-Sequenzen-ähnliche Fahrer. In der letzten Nacht haben wir noch 3 Euro. Wir betteln und quälen uns und kommen mit knurrendem Magen an. Als wir die Treppe hochlaufen – mit sich schälenden Schultern – werfen wir uns abwechselnd die neu gelernten Wörter zu: autoroute, paysage jolie, comme ci comme ca. Mehr französisch hat es nicht gebraucht für den Trip, von dem wir noch unseren Enkeln erzählen werden. Von der Nacht, in der zwei Freundinnen, nachdem sie die Hunde vom Strand jagten, in der Bushaltestelle auf einer französischen Mini-Halbinsel kauerten, auf der Johnny Depp einst hauste, die Polizei führ halbstündig Streife, um zu schauen, ob alles okay ist, mit den zwei Quasimodo-ähnlichen Rucksack-Gestalten und vom Schokocroissant, das 2,5 Stunden später nach Himmel schmeckte und das Leben in diesem Moment so salzig und schön.

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