Jeden Morgen sitze ich von 5 bis 7 Uhr an meinem Schreibtisch an meinem Gedöns und träume vor mich hin. An guten Tagen habe ich vorher eine Tasse heißes Wasser und zehn Minuten kleine Morgenübungen gemacht. Meistens sitz ich aber direkt da. Und bin komplett versunken, innerlich ganz ruhig, gleichmäßig atmend. Will weder rauchen noch essen noch durch mein Handy scrollen – Triggerverhaltensweisen, die ich für den Rest des Tages zum Überleben brauch, hastig dabei atmend. Es hat 33 Jahre gedauert, bis ich mir eingestehe, ein absolutester Morgenmensch zu sein. Ewig habe ich mich nicht getraut, die Emails wirklich um die Zeit zu versenden, der andere könnte ja denken, man hat Probleme, so rastlos allein durch die Nacht. Wer spät schreibt, hat abends nichts Besseres zu tun, wer früh schreibt, ist nicht glücklich in seinem Bett. Einem im Weg stehende Gedanken, die man sich als hochsensibler Mensch halt so macht und nicht abstellen kann. Als siebenjähriges Mädchen saß ich wohl auch schon ab sechs Uhr am Schreibtisch und schrieb Geschichten, bestimmt ohne das in Frage zu stellen. Was für ein Ballast, der abfällt, das endlich für sich zu verstehen.
No Comments