40. SSW, ich wache mit Beinen auf, die einem Elefanten Konkurrenz machen. Vom Schwindel, den ich deutlich spüre, sobald ich mich aus dem Bett erhebe, habe ich nichts gelesen, aber hey, will auch keine Memme sein, ist bestimmt normal. Als mein Mann mich sieht, ruft er ein Taxi und lässt sich seiner Angst um mich nichts anmerken. In der Klinik werde ich direkt eingeleitet und sitze, stehe, schreie mich durch 42 Stunden starke Wehen mit anschließendem Notkaiserschnitt. Davon hängen bleibt: ein Arzt mit 10 Studenten im Schlepptau, „schaut, hier sehen wir einen Präeklampsie-Fall.“ Die Blicke von Mann und Hebamme, die beide kein deutsch verstehen, als ich im Kanon „Ich hasse euch alle“, „Lasst mich alle in Ruhe“, „Nie wieder Sex“, schrei. Der Blick auf den Big Ben, ohne die Wehen hätt ich mich bestimmt royal gefühlt. Der rote Knopf, den die Hebamme zweimal drückt, als die Herztöne unseres Babys sinken und der Raum sich binnen Sekunden mit einem Ärzteteam füllt. Der Kuss meines Mannes, bevor er rausgeschickt wird. Die Ärztin, die fragt, ob ich dem Kaiserschnitt zustimme, die Herztöne hätten sich beruhigt, um weiterzumachen, müssten sie mit einer Nadel im Kopf des Babys den Sauerstoffgehalt feststellen, mein Muttermund wäre nach zwei Tagen Wehen nicht ansatzweise geöffnet, sie können für nichts garantieren. Mein Mann, zurück an meiner Seite im blauen Kittel, schaut mich fragend an, will nichts falsches sagen, wirkt unglaublich erlöst, als ich einwillige. Unser wunderschönes 4,5 Kilo Baby, das Minuten später durch eine Öffnung meines Bauches das Licht der Welt erblickt, lässt all das vergessen und das Wichtigste – er ist gesund.
Die zweite Schwangerschaft besteht aus dem dringenden Wunsch, natürlich zu gebären, wird gefüllt mit 100 Büchern & Apps zum Thema Hypnobirthing, Kerzen, Lavendel und hassunichgehört. Nach erneutem Bluthochdruck entscheide ich mich nach sechs Stunden eingeleiteter Wehen und komplett geschlossenem Muttermund freiwillig für den Kaiserschnitt. Jetzt beim 3.? Die Ärzte betonen, ich solle aufgrund der vorangegangen Geburten nichts riskieren und pochen auf geplante Sectio. Doch der Traum vom ‚Kopf-rauspressen‘ hört nicht auf. Ich frage mich nur: warum?
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