Seit 24 Stunden haben wir nur ein Ziel – dass dein Fieber sinkt und die Farbe in dein Gesicht zurückkehrt, dass deine Äuglein wieder groß und klar werden, mit den tausend kleinen Lachfältchen drum herum, von denen sich seit gestern Nacht keine einzige gerührt hat und deine Augen in den wenigen Momenten, in denen du sie geöffnet hast, so ungewohnt verklärt waren, dass es alles in mir zusammenzieht und nur ein Gedanke den Kopf blockiert, der sonst vor lauter Ideen nur so überschäumt: „Bitte, mein Engel, werd schnell wieder gesund.“ 24 Stunden zuvor, dein lautes Aufschreien kurz vor Mitternacht, du hältst dir schluchzend den Kopf, er muss dir gefühlt zerspringen in dem Moment, so panisch wie du schaust. Ich heb dich hoch, dein kleiner Körper so brennend heiß und ich weiß sofort, dass wir uns in der über 40°C-Fieberzone befinden und schnelles Handeln erfolgen muss. Auf dem Weg ins Bad beginnst du zu brechen, in mir ab dem Moment deines Schreies schon alles auf Autopilot. Du weinst jämmerlich und hörst auf jedes Wort, trinkst brav deinen Schluck Wasser, nimmst das Fiebermittel und ich denk kurz an den kleinen Jungen, der sonst einfach wegrennt, wenn er keinen Bock hat oder zum Gegenspruch ansetzt „Nein du, Mama!“, während dein Bruder im Hintergrund den Kanon anstimmt „Nein, du, Kacka!“ Kein Chor in dem Moment, nur Stille und das Beben deines heißen Körpers, der sich zurück ins Bett tragen lässt, das du für die nächsten 24h nicht verlassen wirst. Und ich halte den Atem an und bin nach 4,5 Jahren Muttersein vielleicht routinierter als vorher, was mehrtägige Infekte bei Kindern betrifft, aber es erwischt einen als Eltern doch jedes Mal aufs Neue eiskalt. Jedes Mal geht es um alles, denn dieses Kind, was krank im Bett liegt ist „alles“, wie herzausfüllend und sprengend wird das in dem Moment wieder bewusst. Für mehrere Tage ist alles, wirklich alles andere egal und es gibt nur dieses eine Ziel: das Fieber in den Begriff bekommen und dabei zu denken, „bitte Engel, bitte werd so schnell wie möglich wieder gesund“.
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