immer wieder sonntags

6am: Ich schleiche mich aus dem Bett, um noch Zeit zu haben, bevor die Männer, mit denen ich die Nacht verbracht habe, den Tag beginnen. Einer wird liegenbleiben und keinen Mucks von sich geben – das Bravste meiner Kinder, das, was am längsten schläft – mein Mann.
6.30: Statt heißes Wasser aufzukochen, wie ich es mir jeden Abend vornehme, sitze ich zerknautscht mit Handy auf Klo und frage mich, wer diese Frau ist, die ihren Mann ihr Kind nennt. Die den Tag damit beginnt, von erfolgreichen Menschen zu lesen, statt Öl zu gurgeln oder andere Dinge, die erfolgreiche Menschen bestimmt noch vor dem Morgengruß erledigen. Seit ich Mutter bin, mache ich jeden Abend drei Kreuze. Oder sitze in der leeren Badewanne, um die Hände über den Kopf zusammenzuschlagen und zu heulen. Das Babyalbum, das beim ersten Kind so schnell stolz mit Erinnerungen gefüllt wurde, prangert seit der Geburt des zweiten provozierend unberührt auf dem Küchentisch, wird regelmäßig in eine Ecke geknallt, und danach wieder aufgehoben, um weiterhin Druck zu machen.
7.15: Ich höre vier kleine Füße und werde den Text hier unterbrechen, um Mutterpflichten nachzugehen. Bevor ich aufstehe, werde ich kurz an das Leben vor den Kindern denken, das aus Redaktion, Nächten mit Freunden und monatlichen Kurztrips bestand. Es wird mir so vorkommen, als wäre es die beste Zeit meines Lebens gewesen. Denn Freiheit und Leidenschaft hörten mit dem Zeugen der Kinder erstmal auf. Gut für alle, für die es sich anders anfühlt. Bei mir steht schlechte Laune an der Tagesordnung, weil mich Zwerge herumkommandieren und die Liste an Dingen, die gemacht werden müssten, unbezwingbar wird. Wenn ich heute in den Spiegel schaue, sehe ich eine Frau, die sich selten sexy und oft alt fühlt. Doch wenn ich morgens in das Bett mit den drei Männern blicke, spüre ich, dass mein Herz voll ist und darin all die Liebe, die ich mir immer gewünscht habe. Es ist egal, ob ich morgens heißes Wasser trinke oder ungewaschen Instagram durchforste – die Jahre mit kleinen Kindern sind einfach hart. Aber die Gefühle, die einen durchströmen, wenn sie lachen oder schlafen, sind unbezahlbar und Hauptsache ist doch, wir halten zusammen.

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