Dezember: Nach dem Duschen starre ich nackt in den Spiegel und überlege, zu welcher Baustelle ich zuerst schauen soll. Da wären die kaputten Haarspitzen, die seit einem Jahr keinen Frisör mehr gesehen haben. Der große, weiche Bauch, der einem Sandkasten gleicht, in dem ein Kind Rillen gezogen hat, mit einem breitem Loch in der Mitte, was wohl früher mal ein Bauchnabel war. Die durchs zweifache Stillen in Mitleidenschaft gezogenen Brüste, die früher mal groß und prall waren und heute das sind, wovor man sich mit 18 fürchtet („Hast du die riesigen Nippel gesehen? Hoffentlich wird das bei uns mal nicht so!“) Und die zehn Kilo mehr.
Februar: Ich dachte wirklich, der Körper würde einen schonen, wenn man im Abstand von 4,5 Jahre ein drittes Kind bekommt. Tadaa! Selbst die Dehnungsstreifen machen diesmal nichts vor und reisen von Beginn an fröhlich vor sich her. Auf einem Bauch, der schief hängt statt sich nach vorn aufzurichten – doch davon bekomme ich nichts mit, weil ich nicht mehr vorm Spiegel stehe, sondern den Tag vor der Schüssel verbringe, wenn ich nicht in Bahnhöfen oder vom Fahrrad reier, als würde es keinen Morgen geben. Gepaart von Schwindelattacken und Hämorrhoiden – Schwangerschaftsglow, wo bist du?
April: Da sind sie – die prall gefüllten Tomb-Raider-Titten, von der jeder Schönheitschirurg nur träumen kann. Die Haare, die es nicht stört, das sie nur einmal die Woche gewaschen werden, sondern täglich glänzen und schwungvoll liegen. Die rosigen Wangen. Der feste, wohlgeformte Schwangerenbauch. Gut. Wir wollen es mal nicht übertreiben. Aber hey, das Kotzen ist vorbei und die neu bestellten Maternity Clothes tun ihr Bestes. Ich weiß, dass andere Zeiten kommen werden – die, wenn die Schnappatmungsphase beginnt und als Medizin dagegen nur noch täglich ein Ben&Jerrys hilft. Eine Schwangerschaft ohne Beschwerden wäre Till-Schweiger-Film-mäßig-schön. Meine gehören definitiv nicht dazu. Deshalb gibt es nichts Schöneres als diesen 5. und 6. Monat, in denen ich mich wie eine Göttin fühle. (Notiz für September: die Phase dauert nur 2 Monate – der Rest ist körperliche Schwerstarbeit, nie wieder!! unbedingt Verhütung klären!!)
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