Ich habe immer gedacht, wir sind dieses eine Paar, dem das nie passieren wird: langweiliger Sex. Unser Liebesleben ist zwar noch selten existent, aber all das, was es vor den Kindern war – wild, spontan, lang, laut, hell, gleich nochmal – ist es nicht mehr. Als vor fünf Jahren während einer der täglich stattfindenden leidenschaftlichen Verrenkungen unser Sohn entstand, konnten wir der Ärztin kein Empfängnisdatum nennen. Heute weiß ich oft schon, wenn ich ins Wohnzimmer komme, dass ich mich nicht wie früher auf ihn drauf setzen werde, sondern ‚Zwischen Tüll und Tränen‘ den Vortritt lasse und dass das für mich völlig okay und für ihn leicht niederschmetternd ist und niemand hier weiß, wann er das nächste Mal zum Zuge kommen wird.
Im Vergleich zu anderen Muttifreundinnen war ich immer stolz, wieviel Bock wir noch aufeinander hatten. Dass es einfach ist zwischen uns – zumindest was Sex betrifft – dass es oft passiert und dass ich sterben könnte, so schön und geil und lebendig wie ich mich dabei fühle. Ich dachte, wenn sich zwei im Urlaub kennenlernen und sie danach so oft es geht zwischen England und Deutschland hin-und-herfliegen, um das komplette Wochenende miteinander im Bett zu verbringen – dass solche den guten Sex für immer haben.
Und jetzt – zwei Kinder später, ist er da – mein persönlicher Albtraum – und mein Mann kann sich freuen, wenn ich mir mal die Beine rasiert habe. Dass ich mal Strapse getragen habe, scheint wie ein anderes Leben. Mehr als ein Stellungswechsel ein anderes Universum. Das sind doch nicht wir, die zwei, die sich beim Einräumen des Geschirrspülers „später Sex?“ zuraunen. „Ja.“ „Ok.“ Und dann, wenn die Kleinen schlafen, im Schlafzimmer unter der Decke ein paar nervöse Sprüche wechseln und nach kurzem Vorspiel die immer gleiche Nummer abziehen. Das müssen Roboter sein. Oder langweilige Arbeitskollegen. Aber doch nicht wir! Scheiße, aber wir sind es. Ich bin jetzt die Frau, die beim Sex im Kopf Einkaufslisten schreibt und Geburtstagsgeschenke für unsere Söhne plant. Und sich wundert, dass sie nicht mehr kommt. Jepp, das sind wir.
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