Leben mit kindern

Leben mit Kindern – Realität gewinnt jedes Match gegen die Erwartungshaltung. Das Bild eines Tages, das man nach dem Aufwachen noch im Kopf hat, zerspringt im Nu in tausend Teile. Den Scherbenhaufen aufzukehren lohnt sich selten, da liegt schon der neue da. Die halbe Stunde die heute Morgen meiner Entspannung dienen sollte, entpuppte sich Minuten später als erzwungene Kuscheleinheit mit Zwergen, die ihr Bedürfnis durchdrückten. Der Frust, der meine Kehle raufwanderte, blieb unbemerkt. ‚Lasst mich in Ruhe‘, schießt nur durch den Kopf. „Okay, das war schön und jetzt geht rüber spielen!“, wird mehrmals erbettelt und ignoriert. Als die Youtube-Yogadame durch ist, sitz ich immer noch in der Anfangspose. Der Typ nach ihr beginnt im tiefsten Sächsisch mit seiner Sporteinheit. Ich muss trotz Wut lachen, die Jungs steigen glücklich mit ein, weg sind sie. Ich bleib allein auf der Matte zurück plus der Yogatyp aufm Bildschirm, den ich zur Entspannung selbst nicht hören könnte, wenn kein Kind dazwischenkreuzt. Meine Motivation ist eh vorbei, also bleibts beim Namaste und noch 1x tief atmen und der Tag beginnt. Für eine redaktionelle Abgabe hab ich noch eine Stunde, mein Ischias schmerzt immer noch, aber hey, ich hab heut schon einmal laut gelacht.

Ich glaube nicht, dass einen irgendwas auf das Leben mit Kindern vorbereiten kann. Ob man die Beziehung vorher 10 Jahre testet, das perfekte Häusle baut oder wie wir aus einer internationalen Fernbeziehung in die Elternschaft katapultiert wird, seit sechs Jahren auf der Suche nach dem geeigneten Ort. Kinder sind für alle die gleiche riesengroße Herausforderung. Egal, wie sehr man sich den Kopf darüber zerbricht, wie man das alles hinkriegen soll – es wird nie schöner werden, als jetzt. Ich könnte hier wirklich alles und jeden mindestens dreimal am Tag an die Wand klatschen. Und dann wieder auffressen vor lauter Glück und Liebe. Ein Wechselbad der Gefühle, schlimmer als in der Pupertät. Wenn ich mir vorstelle, dass da bald noch eine weitere Person mit rumtigert auf der Matte, die denkt, gerade wichtiger zu sein als ich – dann wird mir kurz echt anders, man kann es Schnappatmung nennen, doch dann wird mir wieder so warm ums Herz.

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