Ein Bild, das ich nicht vergesse. Der leere Strand im Norden Koh Phangans. Rechts und links Berge und Dschungel. Der Sturm macht die Abreise unmöglich, die Anreise über die engen Serpentinen voller Schlamm steckt noch im Hals. Ich sah uns den steilen Abhang runterschlittern. Oft waren wir nah dran. Aus welchem Grund – der Taxifahrer und ich – unser Leben aufs Spiel setzen, habe ich in dem Moment nicht verstanden, wohl aber die bisher unbekannte Todesangst. Plötzlich verändert sich die freie Sicht, der Sand bebt leicht und der Dschungel spuckt 50 Touris aus – leicht erkennbar an Sandalen mit Socken und Beutel in der Hand. Plötzlich verstehe ich, warum wer das Risiko eingeht – weil es die Reiseroute so festlegt, aus der Sicht des Touristen. Weil er das Geld für seine Familie braucht – aus der des thailändischen Taxifahrers.
Jahre später. Ein Frachter mit Migranten läuft auf Grund, in einem Flüchtlingslager bricht ein Brand aus. 42.000 Flüchtlinge sitzen immer noch in Lagern auf den griechischen Inseln fest – ohne sichere Wasser- und ohne Medikamentenversorgung. Doch wir bekommen davon seit Tagen medial nichts mehr mit – nur von Corona und gemobbten Influenzern. Vieles wird ins falsche Licht gerückt. Zumindest für den ‚Normalbürger‘, der nicht akribisch nach mehr Informationen sucht. Ein paar von den Menschen, die sich sonst über Flüchtlinge aufregen, wie rücksichtslos die einmarschieren und sich nicht nach Etikette benehmen sind heute die, die sich um Klopapier streiten. Wir leben hier nicht im Krieg, sondern es geht ein Virus rum, alle können weiterhin Essen einkaufen, Pakete verschicken, zum Arzt gehen oder eine Pizza bestellen. Was Schlimmeres, als zuhause bleiben zu müssen, ist hier noch nicht passiert.
Die Menschen weltweit, die schon vor Corona um ihr Leben fürchteten, haben meistens kein Geld, um sich eine Weiterfahrt zu erkaufen. Auch wenn es eine komplexe Situation ohne einfache Lösung darstellt – sie medial auszublenden bringt meiner Meinung nach nichts. Vielleicht ist die Quarantäne eine gute Zeit, die Wahl der Medien, die man nutzt, zu überdenken. Wir haben Zeit zum Nachdenken, denn es geht – bei den Gesunden und Jungen – hier nicht um Leben und Tod.
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