von freedrinks, muckis und komplexen

In den letzten 7 Jahren ist viel passiert – ich bin Mutter geworden und habe lebenslange Komplexe abgelegt, 2013 sah das noch anders aus. Falls es irgendwo da draußen jemandem gibt, dem es auch so geht oder erging – der Rückblick hier ist für Dich.
_______
Komplexe. Das Thema meines Lebens. Was musste ich alles für die neue Beziehung zu meinem Körper tun… Mich Freunden anvertrauen. Eine Psychotherapie machen. Nackt mit anderen gemeinsam in die Ostsee springen – kurz nur, zack, raus, Handtuch drum. Saunagänge. Immer wieder. Ohne Handtuch drum – unvorstellbar für so lang. Und jetzt stehe ich hier in Thailand mit kurzer Jeans und Top und gefalle mir. Was das für n riesiges Thema war, die Selbstablehnung und wie lang das ging. Wenn ich mich zurückerinnere, habe ich mich in all den unterschiedlichsten Gewichtsschwankungen der letzten 15 Jahre eigentlich immer zu viel gefühlt. Zu große Nase, zu dicker Bauch und immer wieder die zu kräftigen Arme. Wie habe ich es mir nur all die Jahre mit all diesen schlechten Gedanken schwer gemacht? Jetzt weiß ich: die Arme sind stark und können Dinge anpacken, bei denen andere scheitern. Ich kann auf der Fullmoonparty Siegerin im Armdrücken werden und Free-Drinks kassieren. Das Gefühl, zu breit zu sein, sich nicht klein und zart genug zu fühlen, bleibt. Aber seit diesem Trip hat es nicht mehr die Oberhand und ich fühle mich ok. Selbst die Füße finde ich hier in Thailand plötzlich schön. Groß, nicht gleichmäßig geformt, schmal, bunt lackiert und seit neuestem tätowiert. Weit entfernt von makellos, aber auch nicht wirklich uninteressant. Warum müssen sie dann so lang sein? Und der Körper so robust? Weil er mich überall hinträgt und das sind wirklich viele Orte. Weil ich viel will vom Leben und irgendwann mal einen Abdruck hinterlassen will. Weil ich kein konventionelles, makelloses Leben führe, sondern gerade allein mit dem Moped über fremde Inseln düse. Der Druck ist raus. Die Körperkomplexe lösen sich so langsam auf. Wer nie welche hatte, kann sich sehr glücklich schätzen. Wer sie abgelegt hat, weiß, wieviel Geduld es dazu braucht und schätzt die plötzlich öfter unbeschwerte Zeit wie ein zweites, neues Leben.

Previous Post Next Post

You Might Also Like

No Comments

Leave a Reply