Heute ist es soweit. Ich schalte das Handy aus. Nur noch diese eine Mail. Tschüß Facebook! Warum bin ich so sauer auf mich, dass ich soviel Zeit auf dieser Plattform verbringe. Wenn es so schlecht für mich wäre, warum würde ich es dann machen. Wenn ich jemand Neues kennenlerne, könnte ich mir über ihn/sie nicht keine Informationen mehr im Vorfeld ziehen, sondern müsste die Antworten selbst rausfinden – wie ätzend wäre das denn? Und außerdem könnte ich keine Sachen mehr posten, von denen ich überzeugt bin, wie cool sie sind und bei denen ich im Sekundentakt auf Aktualisieren drücken kann, wieviele Likes schon zustande gekommen sind. Äh hallo! Das ist immerhin mein Adrenalin, das macht mich an.
Also wie war das Leben als narzistische, aufmerksamkeitssüchtige Person vor Facebook? Hatte ich genug Applaus? Ja. Für die Sachen, die ich gemacht habe. Ehrliches Feedback im direkten Kontakt, das kein weiteres Publikum sucht. In den meisten Fällen von Leuten, die ich nicht nur 1x im Leben getroffen hatte.
Lebenszeit. Ich getraue mich gar nicht darüber nachzudenken, wie oft und wie lange ich in den letzten Jahren auf Facebook verbracht habe. Wann habe ich es nicht vermisst? Beim Essen mit Freunden, in der Natur, im Kino, zu Besuch bei Oma & Opa, beim Baden, beim Snowboarden, beim Sex. Alles Dinge, die ich liebe. Für die ich sterben würde. Die das Leben lebenswert machen. Aber: Facebook begrüßt mich, wenn ich aufwache, während ich unterwegs bin, wenn ich arbeite, es ist das letzte, was ich checke, bevor ich schlafen gehe. Sollte ich nicht lieber gecheckt haben, ob ich ein gutes Wort mit Freunden gewechselt habe, ob ich gut gegessen habe, ob ich für meine Familie da war, ob ich meinen Körper beim Sport verausgabt habe, ob ich nen Orgasmus hatte. Das sind die Dinge, die ich wissen will, wenn ich schlafen gehe. Eigentlich. Scheiße, lass mich nur noch gucken, wie das letzte Bild ankam.
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