Heute ist internationaler Tag gegen Drogenmissbrauch. Ein Thema, über das in meiner Instabubble selten gesprochen wird. Da, wo ich herkomme, verbindet man damit etwas mehr als „Keine Macht den Drogen“-Aufkleber, wie sie die meisten Kinder der Neunziger kennen. Das „gute Gras aus Holland“ war vergriffen, aber Crystal Meth aus Tschechien, das war da. Für einige Menschen, mit denen ich innige Freundschaften verband, wurde es Alltag. Nur wenige davon sind heute komplett clean.
Warum man süchtig wird? Gene, Psyche, Umfeld, Pech? Nicht jede(r), der als Kind vernachlässig wurde, hat später ein Drogenproblem. Aber das Risiko ist größer. Meine beste Freundin aus der Grundschule war das schlauste Kind der Klasse. Als ich sie besuchte – die Eltern hingen high im Sessel – hieß es „Was bringst du die an, die fühlt sich doch als was Besseres“, nur weil ich aufs Gymnasium wollte. Heute sitzt sie mit der Flasche in der Hand auf einer Bank gegenüber dem Spielplatz, auf dem ihre Kinder spielen.
Kindern aus gutem Haus passiert das nicht? Wenn man mit ‚gutem Haus‘ materiellen Prestige meint, könnte ich viele Geschichten erzählen, die das widerlegen. Vor Drogen bewahrt einen keine Klasse. Doch wenn man unter einem gutem Haus ‚liebevolle Eltern versteht, die präsent sind, verlässlich, in ihrer Erziehung konstant“ – da fällt mir wirklich keine(r) zu ein mit langfristigem Drogenproblem.
Natürlich gibt es noch andere Gründe, Drogen zu nehmen, als eine schreckliche Kindheit. Aber sobald man damit etwas regelmäßig kompensiert, was sonst nicht da ist oder zu wenig: Spaß, Liebe, Aufmerksamkeit – riskiert man, wenn es zur Regelmäßigkeit kommt, sein Leben. Da wieder rauszukommen braucht viel Mut und Kraft und Lebenswillen und oft einfach Glück. Ich werde nie vergessen, wie traurig ich war, 2011 in einem Club in München, als einer plötzlich meinte: „Amy Winehouse ist tot“. Ich konnte an dem Abend nicht mehr feiern. Denke heute an alle, die es nicht geschafft haben. Und an die, die raus sind aus dem Kreislauf und hoffe, sie sind verdient unfassbar stolz auf sich.
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