weltfrauentag

„Bei deiner Cousine spürt man die Knochen, schau mal, wie schön“, meint Oma zu der Achtjährigen, die von früh an beigebracht bekommt, den Bauch einzuziehen und legt damit den Grundstein für eine lebenslange Essstörung.

Als ich mit Ende 20 das Land wechsle, bricht die Hälfte meiner Mädelsfreundschaften weg – der Komplex aus der Kindheit, nicht gesehen und geliebt zu werden, sitzt tief. In der Therapie finde ich heraus, wie unpassend so manche Freundschaft und Kommentar der Verwandschaft war und dass die Konflikte mit Frauen bei mir viel größeren Schmerz verursachen als Ärger mit Männern. Warum wir so giftig zueinander sein können, habe ich noch nie verstanden, wir bluten doch eh schon einmal im Monat über mehrere Tage und haben genug anderes zu tun.

Das Frauenmagazin, für das ich arbeiten will, meint, trotz passender Skills, ich hätte zu wenig Fame in Deutschland als Feministin – obwohl ein angesehenes Standing doch durch gute Arbeit kommen kann – oder nicht? Frauen wollen so viel – von sich, von anderen. Ich denke, es liegt daran, weil wir so viel zu geben haben. Oft aber auch denken, so viel anbieten zu müssen. 

Die Frauen, die mich nachhaltig beeindrucken, stehen zu ihren Stärken und Schwächen. Uschi Obermeier zeigt sich bei unserem Treffen in ihrem wunderschönen Haus verletzlich und erzählt mit viel Humor. Frida Kahlo ließ auf ihren Bildern die Betrachter in ihr Herz und Seelenheil. Charlotte Roche traut sich was, richtig crazy Sachen, aber auch sowas wie, sich mit seinem Lebenspartner über die eigene Beziehung zu unterhalten oder über perverse Gedanken schreiben – eigentlich doch ziemlich banal, oder nicht?

Auf Social Media bekomme ich mit, wieviele Frauen sich nach mehr Offenheit sehnen, es muss ein Mangel herrschen. Egal, ob öffentlich oder daheim auf dem Balkon: ich glaube aus tiefstem Herzen, dass es Frauen besser gehen würde, untereinander mehr Echtes von sich zu teilen. Dass wir alle unfassbar großartige Granaten sind, die unheimlich viel rocken und dabei noch gut aussehen, ist doch offensichtlich! Oder nicht? Das muss öfter gesagt werden, nicht nur heute, dann müssen wir vielleicht nicht mehr so oft so tun, als ob. Wenn du an deine liebsten Weiber denkst, teile es ihnen mit und gibt dir selbst einen dicken Kuss.

Previous Post Next Post

You Might Also Like

No Comments

Leave a Reply